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New Work: „fragen Sie sich, was Sie für Ihre Mitarbeiter*Innen tun können“

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D ie Arbeit im Homeoffice ist für viele Menschen im Lockdown Anfang des Jahres 2021 gelebte Realität. Für viele Menschen ist „Home“ und „Office“ in den vergangenen zwölf Monaten verschmolzen, Zukunftsforscher sprechen mittlerweile vom „Hoffice“. Die wertvollste Erkenntnis der Corona-Pandemie ist für viele Führungskräfte: „Es funktioniert!“. Viele Mitarbeiter*Innen können sich in Zukunft vorstellen, zumindest Teile Ihrer Arbeit außerhalb des Büros zu erbringen. Die ersten Unternehmen haben angekündigt ihre Büroflächen dauerhaft zu reduzieren.

Womit fangen Sie morgen an? So schaffen Sie die Herausforderungen einer „New Work Kultur“ .

Seit Adam Smith Ende des 18. Jahrhunderts die Idee der Arbeitsteilung entwickelt hat, konnte die Organisation von Unternehmen und Wertschöpfungsketten immer produktiver werden. Die negative Folge war, dass der Mensch zunehmend als Produktionsfaktor wahrgenommen wurden. Mit der möglichen Entkopplung der Arbeit von Raum und Zeit rückt der Mensch wieder stärker in den Mittelpunkt. Der Mensch soll dort arbeiten, wo er am produktivsten ist. Mit Hilfe der digitalen Technologie werden Kommunikationshürden überwunden und dank der motivierten Mitarbeiter*Innen die Produktivität weiter gesteigert.

Seit dem Corona-bedingten Lockdown sind für viele Menschen in Deutschland feste Strukturen aufgebrochen worden. Führungskräfte mussten über Nacht lernen, Kontrolle gegen Vertrauen zu tauschen und die liebgewonnenen Geschäftsreisen und unzähligen Präsenzmeetings wurden durch Videokonferenzen ersetzt.

Meine Vision ist, dass wir nicht mehr in die „alte Welt“ zurückkehren, sondern künftig sehr genau überlegen, für welche Form der Arbeit ein persönliches Treffen noch notwendig ist und welche sich durch Online-Formate ersetzen lässt. Die Zukunft für Veranstaltungen liegt in hybriden Formaten und mit immer besserer Technologie werden die virtuellen Meeting-Erlebnisse immer realer. Grundlage für diese Entwicklung ist eine Unternehmenskultur die auf starken digitalen Kompetenzen ihrer Mitarbeiter*Innen aufbaut und in der Offenheit, Kooperationsbereitschaft und Eigenverantwortung eine besondere Bedeutung einnehmen.

Alles digital, oder was?

Das Arbeiten aus Distanz (so genanntes „Remote Work“) stellt zwar viele Unternehmen bereits vor Herausforderungen, ist allein aber noch kein echter Wandel. Die eingesetzten digitalen Technologien sind zwar notwendig, allerdings nur als Mittel zum Zweck. Die Unternehmen müssen die Chancen, die durch den Lockdown aufgetan wurden, nun genau analysieren und nutzen. Nur die Unternehmen, die bereit sind, jetzt den nächsten Schritt des kulturellen Wandels zu gehen, können zukunftsfähig bleiben. Die Zukunft liegt dabei eindeutig in der digitalen Gestaltung der Prozesse und Arbeitsabläufe.

Die Grundlage hierfür bilden die Werte, die im Unternehmen gelebt werden. Ich erlebe in vielen Unternehmen bis heute starres Silodenken und Hierarchien, die wie eine Pyramide die Verantwortung an der Spitze bündeln. Diese Werte passen nicht mehr in ein Arbeitsumfeld von morgen, in dem der Erfolg maßgeblich davon abhängt, wie die Mitarbeiter*Innen über eigene Verantwortung motiviert werden. Erste Studien zeigen, dass Mitarbeiter, die eigenverantwortlich ihren Arbeitsplatz wählen können, bis zu 20% mehr Leistung erbringen. Die Veränderung des Arbeitsumfelds geht einher mit der Anpassung der Lebensstile hin zu einer smarten Gesellschaft. Die Entwicklung ist aus meiner Sicht alleine deswegen nachhaltig, da die Bedürfnisänderungen alle Lebensbereiche umfasst und sich nicht nur auf die Arbeit konzentriert.

Für die Unternehmen liegt die Herausforderung darin, die bestehende regelbasierte Organisation künftig auf eine wertebasierte Organisation zu entwickeln. Ein ganz wesentlicher Wert ist dabei eine bedingungslose Kooperationsbereitschaft. Ich gehe fest davon aus, dass in einer immer dynamischer werdenden Welt die Erfahrung und das Wissen eines Einzelnen nicht mehr ausreichen, schnell auf Veränderungen zu reagieren. Unternehmen können daher nur voran kommen, wenn interdisziplinär und in manchen Fällen auch organisationsübergreifend zusammengearbeitet wird.

Passend zu dem entwickelten Wertegerüst müssen die Unternehmen in die Kompetenzen ihrer Mitarbeiter*Innen investieren. Die zahlreichen Studien, die sich mit den notwendigen Kompetenzen in einer digitalen Arbeitswelt befassen, unterscheiden sich im Ergebnis nur marginal. Neben der bereits erwähnten Kooperationskompetenz zählen dazu digitale Grundkompetenzen, die Fähigkeit zur Selbstorganisation und Selbstreflexion sowie eine starke Kommunikationskompetenz und eine große Veränderungsbereitschaft und Offenheit für Neues.

Dieses Wertgerüst steht nur stabil, wenn es durch eine neue Form des Leaderships gelebt wird. Die Führungskräfte müssen die definierten Werte und Regeln ebenso berücksichtigen und sollten sich die Frage stellen, was sie für ihre Mitarbeitern*Innen tun können, anstatt zu warten, was die Mitarbeiter*Innen für sie oder das Unternehmen tun müssen. Die Führungskräfte in einem digitalen Arbeitsumfeld werden also zu Ermöglichern und Unterstützern, die Steuerung des Unternehmens erfolgt an klar definierten Leistungszielen und Arbeitsergebnissen. Alte Formen der Leistungsüberwachung wie zum Beispiel Zeiterfassung verlieren vollständig an Bedeutung.

Halten wir als ersten wichtigen Punkt für die Welt des New Work fest: Die Wahrnehmung unternehmerischer Verantwortung drückt sich künftig vor allem gegenüber den Menschen und damit insbesondere gegenüber den eigenen Mitarbeiter*Innen aus.

Wo arbeiten wir dann?

Der viel zitierte Küchentisch ist nur in den seltensten Fällen der Traumarbeitsplatz, wenn wir von „Remote Work“ sprechen. Viele Menschen haben sich zwischenzeitlich in ihrer Wohnung einen Arbeitsplatz geschaffen und nutzen den Platzwechsel gezielt, um sich möglichst störungsfrei auf die Arbeit oder den nächsten Videocall zu konzentrieren.

Ich selbst lebe seit vielen Jahren die Arbeit an unterschiedlichen Orten und empfinde das inspirierend. Ich bin fest davon überzeugt, dass es in Zukunft nicht nur die Möglichkeit geben sollte, von zu Hause oder einem anderen Ort arbeiten zu können. Vielmehr sollten auch die Bürogebäude der Zukunft so gestaltet sein, dass aus unterschiedlichen Arbeitsräumen eine abwechslungsreiche, innovative und inspirierende Arbeitswelt wird. Hier kommt es vor allem darauf an, nicht nur Räume zum Arbeiten zu schaffen, sondern vor allem Orte der Begegnung und der Zusammenarbeit einzuplanen. Die kreative Zusammenarbeit ist – neben den Argumenten des sozialen Zusammenseins – künftig der einzige wirkliche Grund, warum sich Menschen für die Arbeit treffen sollten.

Ebenso wie das Wertegerüst für eine gute Organisationskultur entscheidend ist, stellen die Arbeitsräume und vor allem die funktionierende Technologie zur Zusammenarbeit die notwendige Grundlage für ein funktionierendes System dar. Die Unternehmen müssen auch in den Bereichen, die außerhalb des Werksgeländes liegen ihre Verantwortung wahrnehmen und die Mitarbeiter*Innen mit funktionierender Technik ausstatten. Gleichzeitig gibt es zwischen Küchentisch und Bürogebäude auch interessante weitere Plätze, zum Beispiel in Co-Working Spaces. Dort haben die Mitarbeiter*Innen die Möglichkeit in einem beruflich-sozialen Umfeld zu arbeiten, ohne nur zuhause zu bleiben. Gleichzeitig lernen sie Menschen aus anderen Organisationen kennen und sparen vielleicht viele Stunden Lebenszeit durch Wegfall von Pendelverkehren.

Halten wir als zweiten wichtigen Punkt für ein funktionierendes New Work fest: Schaffen Sie ein menschenfreundliches Arbeitsumfeld, in dem die Menschen gerne arbeiten und großartige Leistungen erbringen. Das kann das Zuhause (first place), ein Coworking Space, eine Bäckerei oder ein Hotel sein (second place) oder eben das eigene Büro (third place). Vielleicht wird es in Zukunft möglich sein, vollständig in einem virtuellen Raum zu arbeiten, dieser „fourth place“ wäre die Konsequente Weiterentwicklung.

Womit fangen Sie morgen an?

Die Herausforderungen zur Schaffung einer „New Work Kultur“ in den Unternehmen erscheint für viele nun sehr groß, dabei lässt sich das Ziel in einzelnen Schritten erreichen. Wichtig ist nur, dass Sie für Unternehmen eine klare Zielvorstellung entwickeln. Dann können Sie schon morgen mit der Umsetzung beginnen:

  • Starten Sie die Strategieentwicklung gemeinsam mit ihren Mitarbeiter*Innen. In einem gemeinsamen Workshop auf Team-Ebene können Sie festhalten, wie die Erfahrungen aus der Lockdown-Zeit das Arbeiten verändert haben. Kernfragen: Was war gut und sollte beibehalten werden? Wo besteht Verbesserungsbedarf? Was möchten Sie gerne ausprobieren?
  • Starten Sie eine (anonyme) Abfrage für die Führungskräfte und Mitarbeiter*Innen: Sind die Voraussetzungen hinsichtlich Arbeitsräume, Hard- und Softwareausstattung für ein reibungsloses Arbeiten und beste Produktivität gegeben?
  • Planen Sie ergänzend zu Projektmeetings regelmäßig virtuelle Treffen, in denen sich die Mitarbeiter*Innen zu ihren Themen austauschen können, trainieren Sie dabei vor allem die Kommunikationskompetenz
  • Vereinbaren Sie als Vorgesetzter oder Team-Kollege ganz klare Arbeitspakete und Meilensteine, anhand derer die Arbeit gemessen wird, die Einführung eines Projektmanagementtools kann dabei eine wertvolle Unterstützung sein und gleichzeitig helfen, den E-Mailverkehr zu reduzieren.
  • Messen Sie die Organisationsentwicklung anhand der Kompetenzstärke. Zeigen Sie daran auf, wie sich das Wertegerüst und die Kompetenzen innerhalb der Organisation entwickeln und diskutieren Sie die Ergebnisse mit Ihren Mitarbeiter*Innen.

Die genannten Themen sollten Sie im Unternehmen nicht alleine angehen. Es gibt viele Fallstricke und Punkte, die einem aus der Organisation heraus nicht ersichtlich sind. Sie haben Fragen dazu oder suchen Unterstützung? Dann schreiben Sie mir gerne direkt einen E-Mail.