D ie smarte Mobilität richtet sich an den Bedarfen der Nutzer aus und bietet diesen hohen Komfort, maximale Verfügbarkeit, optimale intermodale Verknüpfung von Verkehrsträgern, ressourcenschonende Transporte und das zum besten Preis.
Diese Vision zeigt sehr deutlich, dass wir es beim Thema Mobilität nicht nur mit dem digitalen Wandel der Automobilindustrie zu tun haben, sondern unsere ganze Gesellschaft – und damit auch alle Unternehmen – davon betroffen sind. Schließlich geht es um Fragen der Energie, Infrastruktur und schließlich auch unseres Verhaltens. Die Ziele stehen aber auch untereinander im Konflikt, sodass es der Mitwirkung aller Bedarf, diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen.
Den Beitrag der Mobilität zur gesellschaftlichen Entwicklung erkennen
Mobilität „bewegt“ uns alle, im wahrsten Sinne des Wortes. Das wurde vor allem anhand der Debatte zu Fahrverboten, Tempo-limits und Elektrofahrzeugen in den vergangenen Monaten in Deutschland sehr deutlich. Dabei ist interessant, dass das Thema mittlerweile in einem größeren Zusammenhang gesehen wird, die ersten Arbeitsergebnisse der Plattform Zukunft der Mobilität zum Beispiel beschäftigen sich vor allem mit der Frage des Klimaschutzes und nicht etwa neuen Fahrzeugkonzepten.
Klar ist, Mobilität muss sich unseren neuen Lebensgewohnheiten anpassen und gleichzeitig einen Beitrag zur Bewältigung der großen Probleme (z.B. Klimawandel oder Verdichtung im urbanen Raum) leisten. Die Lebensgewohnheiten sind dabei der Treiber für eine der wichtigsten Branchen in Deutschland – der Automobilindustrie. Viele der Verantwortlichen in den Führungsetagen der Automobilkonzerne sind in einer Zeit groß geworden, als das eigene KfZ mit 18 Jahren DAS Statussymbol war. Heute steht die junge Kundschaft hingegen dem Erwerb eines eigenen Fahrzeugs eher kritisch gegenüber. Und wenn sich schonmal ein junger potenzieller Käufer in ein Autohaus verirrt, ist die erste Frage nicht die Leistung des Motors, sondern eher, wie gut das Fahrzeug mit dem eigenen Smartphone kommuniziert.
Digitalisierung ermöglicht mehr Flexibilität
Eine wesentliche Eigenschaft, die mit dem digitalen Wandel in der Gesellschaft einher geht, ist eine steigende Flexibilität. Verabredungen finden heute gerne kurzfristig per Kurznachricht statt, eingekauft wird nur noch das, worauf man in diesem Moment Lust hat und Mobilität soll bitte genau dort zur Verfügung stehen, wo sie gerade benötigt wird. Dies kommt auch in der Vision zu einer smarten Mobilität zum Ausdruck. Der Nutzer von Morgen möchte sich nicht mehr festlegen, ob er einen bestimmten Weg immer mit dem Fahrrad oder einem eigenen Auto bewältigt. Das Verständnis von Mobilität entwickelt sich immer stärker in Richtung der Dienstleistung, weg von dem Anspruch Verkehrsträger selbst sein Eigentum zu nennen.
Vergleichbar ist die Entwicklung mit Musik und Videodiensten. Früher konnte man mit einer eigenen Plattensammlung oder einem Schrank voll DVDs seine Freunde beeindrucken, heute würde man damit eher für Verwunderung sorgen, stehen doch Millionen von Liedern und Filmen jedem jederzeit „on demand“ über entsprechende Streamingdienste zur Verfügung.
Die ständige Verfügbarkeit, am besten zur Flatrate, ersetzt den Wunsch nach eigenem Besitz. Genau diese Entwicklung steht der Mobilitätsbranche noch bevor.
Und ja, es wird auch in Zukunft noch Menschen geben, die ihr eigenes Fahrzeug lieben und pflegen, so wie es heute noch zahlreiche Menschen gibt, die eine große Plattensammlung als Liebhaberobjekt unterhalten. Der Großteil der Nutzer wird aber auf komfortable „all-inclusive-Services“ umsteigen, weil er kein Interesse an der Technik hat, sondern nur an der Befriedigung seines individuellen Mobilitätsbedürfnisses.
Autonome Mobilität morgen oder übermorgen?
Wie konkret ist die Erreichung der Vision? Eine genaue Antwort darauf ist seriös noch nicht möglich. Nur so viel können wir sicher sagen: Bis zum vollständigen autonom fahrenden Fahrzeug vergehen noch viele Jahre. Alleine die Datenmengen, die ein autonom fahrendes Fahrzeug erzeugt, sind gewaltig. Pro Sekunde fallen bei einem autonom fahrenden Fahrzeug mehr als 6 GB Daten an, die verarbeitet werden müssen. Das verlangt nicht nur Rechnerkapazität, sondern eine stabile Infrastruktur. Schlüssel zur Mobilität der Zukunft ist dabei die Vernetzung der verschiedenen Verkehrsträger untereinander, sodass sie eines Tages selbstgesteuert miteinander kommunizieren und navigieren können.
Was heute in einem strukturierten Umfeld (zum Beispiel Autobahn bei Sonnenschein) technisch machbar erscheint, ist für eine unstrukturierte Situation (Landstraße bei Schneefall) noch in weiter Ferne.
Dies sollte uns aber nicht davon abhalten, heute schon die Mobilitätskonzepte und Geschäftsmodelle von Morgen zu entwickeln. Auch hier gilt es wieder, den Nutzer in den Fokus zu nehmen. Der Nutzer der Zukunft möchte nicht mehr an kalten Bahnsteigen warten, ohne genau zu wissen, wann mit der Einfahrt eines Zugs zu rechnen ist, er möchte auch nicht mehr die Reisekette in verschiedenen Apps planen müssen, sondern einfach Mobilität nutzen, wann und wo er sie benötigt.
Ein Umdenken ist auch in den Unternehmen notwendig
Wenn Sie bis hierhin gelesen haben und nicht in der Mobilitätsbranche aktiv sind, könnten Sie sich zu Recht fragen, was das für Sie und Ihr Unternehmen bedeutet. Meines Erachtens sehr viel! Der beschriebene Wandel in der Mobilität ist notwendig und sollte von allen mitgetragen werden. Dazu zählt auch den kulturellen Wandel in Ihrem Unternehmen voranzutreiben. Ist es noch zeitgemäß, Dienstwagen nach Hierarchie zu verteilen? Haben Sie bereits Voraussetzungen geschaffen, dass die Mitarbeiter ihre Mobilitätsbedürfnisse mit den sonstigen Rahmenbedingungen in Einklang bringen können? Zum Beispiel würden sicherlich mehr Mitarbeiter zum Fahrrad greifen, wenn sie entsprechende Umkleide und Dusch-Möglichkeiten im Büro haben. Schließlich geht es in der Konsequenz auch um die Frage, wie viel Mobilität letztendlich notwendig ist. Muss wirklich jedes Meeting ein persönliches Treffen sein oder könnte es auch telefonisch, bzw. per Video abgehalten werden? Sollen die Mitarbeiter wirklich jeden Tag an ihrem eigenen Schreibtisch im Büro sitzen oder gibt es auch die Möglichkeit, mobiles Arbeiten zu verwirklichen? Alle diese Punkte betreffen die Unternehmenskultur und führen in der Konsequenz auch zu neuem Mobilitätsverhalten der Mitarbeiter rund um den Job, was schließlich weiterhin einen Großteil unserer Mobilitätsleistung ausmacht.
Womit fangen Sie morgen an?
Der Wandel im Mobilitätsverhalten ist bereits in vollem Gange, die Nutzer haben zunehmend ganz neue Ansprüche an die Mobilität und der Beitrag der Mobilität zum Beispiel zum Klimawandel ist unbestritten. Setzen Sie als Unternehmen doch ein positives Beispiel, dass Sie diesen Wandel unterstützen, dazu gibt es viele Punkte, die sich leicht realisieren lassen, hier eine kleine Auswahl:
Und das wichtigste, nutzen Sie die neuen Möglichkeiten, um die Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern, Mobilität ist schließlich eine der wichtigsten Rahmenbedingungen in der Bewältigung unseres Alltags!