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Mittelstand und Startups: Kooperationen für disruptive Innovationen?

U nternehmen, die künftig wettbewerbsfähig sein wollen, müssen agil sein, disruptive Innovationen entwickeln und digitale Geschäftsmodelle vorantreiben. Am besten gleich eine digitale Plattform bauen und dem Motto „the winner takes it all“ entsprechend der Branche seinen Stempel aufdrücken. Überlebensfähig seien sowieso nur Unternehmen mit neuen Produkten, die direkt global skalieren. Diese Botschaften erhalten Unternehmer im deutschen Mittelstand heutzutage auf vielen Veranstaltungen, durch Berichte und Studien, die ihnen aufzeigen, dass sie hier noch viel zu tun haben.

Schaut der Mittelständler dann aber wieder auf sein Unternehmen, sieht er kaum eine Notwendigkeit zur Veränderung. Sein etabliertes Geschäftsmodell funktioniert gut, seine gewachsenen Kundenbeziehungen verlangen nicht nach dem letzten digitalen Schrei und die eigenen Mitarbeiter haben keinen Drang, morgen alles verändern zu wollen. Was bedeuten also die Warnungen und Empfehlungen einer digitalen Vision für die Entscheidungen im Mittelstand von heute?

Vom Druck eigener Veränderung befreien

Richtig ist, die Digitalisierung wird jede Branche und folglich jedes Unternehmen und jede Wertschöpfungskette betreffen. Richtig ist aber auch, dass vor allem die geforderte „Disruption“ oftmals nicht aus dem Unternehmen selbst heraus entstehen kann. Also sollten Mittelständler den Veränderungsdruck von der eigenen Organisation nehmen und sich Veränderungen über Kooperationen hinzuholen. Kooperationen sind besonders dann von Nutzen, wenn die Partner eine große Unterschiedlichkeit aufweisen und diese im Sinne ihres Geschäfts (für ihre Kunden) einsetzen. Für den Mittelstand bieten sich daher vor allem Kooperationen mit jungen, aufstrebenden und innovativen Startups und deren Gründern an.  Insbesondere weil Mittelständler als inhabergeführte Unternehmen über drei entscheidende Faktoren verfügen, mit denen sie ihre Zukunftsfähigkeit sichern können: Flexibilität durch kurze Entscheidungswege, etablierte vertrauensvolle Kundenbeziehungen und Kapital.

Unterschiedliche Kulturen prallen aufeinander

Warum aber kooperieren so wenige Mittelständler bisher mit Startups? Ein Grund liegt sicherlich in der unterschiedlichen Kultur, es treffen zwei Welten aufeinander. Angefangen von der Motivation der Unternehmensgründer von heute nach einem „schnellen, erfolgreichen Exit“ gegen die mittelständischen Unternehmer, die ihr „Unternehmen für Generationen“ aufbauen wollen. Auch in dem Verständnis von Innovation liegt die Unterschiedlichkeit begründet, die Startups planen kleine, effektive Innovationsschritte, immer ausgerichtet an der nächsten Investitionsrunde. Die Mittelständler sind hingegen eher mit inkrementeller Entwicklung und Produktverbesserung vertraut und brauchen für eine Innovation das „perfekte Produkt“.

Diese Gegensätze können in vielen Fällen unüberbrückbar erscheinen, obwohl sie eigentlich großes Potenzial beinhalten. Die Frage ist, wie können Startups und Mittelständler zusammenfinden und voneinander profitieren?

Aufbau flexibler Wertschöpfungsnetzwerke

Die Wertschöpfung der Zukunft findet nicht mehr in vertraglich auf Jahre gebundenen Ketten statt, sondern wird deutlich flexibler in Netzwerken organisiert. Hier gibt es zum einen neutrale Mittler, die in der Lage sind, zwischen verschiedenen Partnern zu kommunizieren. Auf der anderen Seite gibt es kurze, auftragsbezogene Vertragsverhältnisse, die das Risiko einer Partnerschaft deutlich minimieren. Ziel ist es, in diesen Wertschöpfungsnetzwerken gemeinsam Lösungen anzubieten, die durch die Unterschiedlichkeit der Partner erst möglich werden.

Am Beispiel Mittelstand und Startups: Ein etabliertes Unternehmen mit einem soliden Produkt bietet ergänzende Produkte oder Dienstleistungen innovativer Startups an und entwickelt dadurch gemeinsam mit den Startup-Unternehmen eine innovative Lösung für den Kunden. Damit wird sofort der Mehrwert der Zusammenarbeit ersichtlich.

Fazit – Investition in Kooperationen ist ein Schritt in Richtung Wettbewerbsfähigkeit

Fassen wir also zusammen, in einem AgilEcosystem haben vor allem Wertschöpfungsnetzwerke die größten Chancen, die die Vorteile unterschiedlicher Kompetenzen etablierter Unternehmen mit dem disruptiven Potenzial innovativer Startups kombinieren. Damit dies funktioniert bedarf es einer Investition in die Offenheit der eigenen Organisation und der Kompetenz Kooperationen effizient zu gestalten.

Wir brauchen in den Unternehmen eine Kooperationskompetenz und eine Kultur der Offenheit!

 

Dr. Alexander Bode